Geburtstagsmarathon

Es ist wieder einige Zeit vergangen seit dem letzten Blogeintrag. Wir haben 3 Geburtstage gefeiert und sind ein Stück weiter in den Süden von Portugal gefahren. Außerdem wurden wir freundlich eines Campingplatzes verwiesen, was sich im Nachhinein als Glücksfall herausstellte. Wir fanden einen viel schöneren Platz, der viel besser zu uns passte. Glücklicherweise hat Ida hier jemanden in ihrem Alter gefunden und unsere süße 4-jährige britische Nachbarin mit ihren blonden Dreadlocks lernt den Kindern Englisch und macht uns auf kleine Fehler in unserem Englisch aufmerksam. Einer ihrer meistgesagten Sätze ist: „Can you ask Greta- in your language- if she wants to play with me?“ Wir haben nun beschlossen, Weihnachten hier zu verbringen.

Weihnachten im Wohnwagen

Ich bin überhaupt nicht in Weihnachtsstimmung. Jedes Jahr tu ich mir da noch schwerer. Eigentlich wollte ich heuer Weihnachten canceln. Doch natürlich geht das nicht. Da steigen mir die Kinder aufs Dach. Sie wollen natürlich Geschenke. Ich habe mich schon erfolgreich um den Adventskalender gedrückt. Und Nikolaus ist hier in Portugal auch nicht präsent. Ich hätte ihnen ja ein paar Nüsse und Mandarinen in die Turnschuhe stecken können, aber das ist ja „lame“. Das sollten nämlich kleine bis mittelgroße Geschenke sein. Erst dann ist Nikolaus interessant. Aber da spiel ich nicht mit. Der Nikolaus hat es daher nicht bis nach Portugal geschafft. Aber das kann ich beim Christkind nicht sagen. Da bringe ich meine Kinder zum Weinen. Und an Weihnachten ist doch das Schönste, wenn die Kinderaugen glitzern und leuchten vor Freude.

Schon mehrere Jahre ärgert mich dieser Konsumrausch und diese Geschenkeflut. Es ist ja nicht nur, dass niemand mehr den eigentlichen Sinn von Weihnachten (er)kennt. Mich stört vor allem, was wir mit diesem Konsumverhalten den Kindern vermitteln.

Es gibt Kinder, die überzeugt sind, dass sie zu wenig (Geschenke) bekommen. Sie vergleichen ihre Geschenke mit denen der Freunde und kommen zum Schluss: ihr Christkind (oder auch der Nikolaus) ist scheiße, gönnt ihm nichts und es bekommt das Gefühl, dem Christkind nicht gut genug zu sein. Schon kurz nach dem Geschenke auspacken, ist es unzufrieden. War das alles? Es hatte doch noch 9 andere Dinge auf den Wunschzettel geschrieben. Und dann nur 1 Geschenk? Nur die Twin-Tip- Ski? Wo sind die Eislaufschuhe, die Langlaufausrüstung, die neue Playstation und die 6-Meter-Airtrack? Das Kind ist noch am Heiligabend enttäuscht und weint. Und einen Tag später weint es wieder: es hat erfahren, was die Freunde alles bekommen haben. Die Überzeugung der Eltern von „weniger ist mehr“ ist wohl in die Hose gegangen, und das mächtig.

Und dann gibt es Kinder, die nur einen Wunsch auf dem Wunschzettel haben: „ein Bär, der sich bewegen kann und violette Augen hat“. Ein einziger Wunsch auf dem Zettel. Das Kind weiß, was es bekommt. Das, genau das MUSS es sein, sonst wird es wieder nichts mit leuchtenden Augen. Der Druck steigt bei den Eltern nur dezent.

Das Wunderschöne heuer ist, dass unsere Kinder nicht wirklich wissen, was sie auf ihren Wunschzettel schreiben sollen. Offensichtlich haben sie keine großen Wünsche. Es scheint, als hätten sie alles bzw genug und das trotz eines derzeitig minimalistischen Lebensstils. Sie wollen sich überraschen lassen. Das macht das Schenken einfacher, denn die Erwartungshaltung ist keine Große.

Ich habe also genau noch 15 Tage um in Weihnachtsstimmung zu kommen. Die kitschig geschmückten Plastikchristbäume in den Geschäften sind der volle Abturner für mich. Die Zeit am Strand hat natürlich auch nichts Weihnachtliches. Die schrill bunt blinkende Weihnachtsbeleuchtungen von so manchen Campern tun in den Augen weh (die Franzosen sind die Schlimmsten!) Doch Antonia ist eisern. Sie wollte eine Art Adventskranz gestalten. Wir sind also los gezogen und haben Äste und Grünzeug am Campingplatz gesammelt und ein kleines Kränzchen gemacht. Dann habe ich mit Antonia begonnen, Ideen für Weihnachtsdekoration zu sammeln. Ich habe auf ihren Wunsch sogar eine Sternengirlande fürs Vorzelt gehäkelt. Ich muss sagen, da ist ein kleines, sehr kleines Vorfreude-Flämmchen entfacht. Ich hoffe, das Christkind findet uns an Heiligabend.